3 Tages-Ausfahrt nach Garmisch Partenkirchen

  
3-Tages-Ausfahrt Garmisch-Partenkirchen vom 15.-17.6.2007
  
Freitag

Punkt 5.30 Uhr klingelt der Wecker, aufstehen! Aber, oh Schreck, die Sonne scheint in Strömen den Dachablauf hinunter. Oh je, vor 2 Wochen am Pfingsttreffen heimfahren im Schnee (!) und jetzt das, die Stimmung ist trist. Aber was will man, wir sind angemeldet – und dann geht man einfach.

Zwei Stunden später sitzen wir auf dem Töff, es regnet nicht mehr, juhui! Also fahren wir den weiten Weg auf der Autobahn bis nach Oberriet, am Ende der Schweiz. Dort treffen wir an der Tankstelle bereits einige Teilnehmer. Am abgemachten Treffpunkt, einem Restaurant natürlich, den ganzen Rest der Gruppe. Wir können sogar im Gartenrestaurant sitzen, wer hätte das am Morgen früh gedacht. Unser neuer Tourenwart und Reiseleiter, Marcel Grimm, erklärt uns, dass er 2 Gruppen bilden will, immerhin sind es 12 Motorräder. Er selber hat ein GPS, Hansruedi Meier macht den Schluss und ich selber bin genau in der Mitte, da wir beide ebenfalls ein GPS mit den gleichen Daten wie Marcel haben. Dies als Vorsichtsmassnahme, falls wir einander verlieren sollten, was aber die ganzen 3 Tage nie vorkam. Wir fahren los, zuerst etwas Südwärts, Richtung Feldkirch, nachher Richtung Osten, auf das Furkajoch, das sicher einigen Clubmitgliedern von früheren Reisen her bekannt sein dürfte. Es ist herrlich zum Fahren, erstaunlich wenig Verkehr. Auf der Passhöhe vertreten wir uns die Füsse und schauen die schöne Aussicht an. Später, wieder im Tal unten, machen wir einen richtigen Kaffeehalt. Anschliessend fahren wir über den Hochtannbergpass und befinden uns nun im Lechtal. Plötzlich eine stehende Kolonne, nichts geht mehr, wir müssen 20 Minuten warten wegen einer Baustelle. Solche Sachen haben wir nun in Österreich schon mehr als einmal erlebt... Wenigstens ist schönes Wetter, so ist es nicht so schlimm. Die Baustelle selber ist dann wirklich extrem, Bagger stehen ganz am Rand der Strasse, wo es einen tiefen Abgrund hinuntergeht und sehr schmal ist, lieber nicht so genau hinschauen und durchfahren...! So um die Mittagszeit herum zeigt Marcel plötzlich auf den Fluss, an dem wir schon einige Zeit entlang fahren, biegt etwas später ab über eine Brücke und fährt ein Stück zurück auf der anderen Flussseite, bis zu einem grossen Platz. Dort machen wir ein Picknick, verzehren unsere mitgebrachten Sachen, es ist ein tolles Erlebnis, mal etwas Neues im Club! Wir fahren weiter, um dann am Nachmittag das Lechtal bei Stanzach zu verlassen, allerdings machen wir genau hier noch eine Kaffeepause, beim Picknick gibt es leider keinen Kaffee. Nun geht’s eine schöne Nebenstrasse hinauf mit vielen Kurven, immer Richtung Nord-Ost, Richtung Zugspitze. Kurz nachdem diese in Sichtweite ist, sind wir in GarmischPartenkirchen, im Zentrum müssen wir dann rechts Richtung Berghang fahren und kommen in unserem Hotel an. Hier werden wir alle zusammen mit Händedruck aufs Herzlichste begrüsst (wo gibt es so etwas sonst noch?!) und willkommen geheissen. Für meine lieben Mitfahrer kommt nun eine Dusche und das wohlverdiente Bierchen, für mich leider nicht. Da ich unmittelbar vorher in den Ferien war, meine Clubtour (Glasi-Tour) vorbereitete, ein neues GPS montierte und und und, habe ich erst am Reisetag bemerkt, dass meine Reifen in einem bedenklichen Zustand sind. Mit Hilfe von Marcel und dem äusserst freundlichen Wirte-Paar kann ich auf 17 Uhr in Garmisch zu einem Motorradhändler fahren um neue Reifen aufzuziehen, leider verpasse ich so den Apéro... Da es äusserst schwül ist, entferne ich die Membrane aus meinem Anzug. Prompt regnet es dann in Strömen auf dem Rückweg, in wenigen Minuten bin ich nass, aber immerhin habe ich heute die neuen Reifen und nicht wie befürchtet erst am Samstag, dann hätten wir nicht auf den Ausflug mitkönnen. Die Sache dauert eine Weile, als ich zurückkomme, haben meine Mitfahrer mit dem Salat begonnen, ich werde als „der verlorene Sohn“ beklatscht. Nun geniesse ich aber das vorzügliche Essen um so mehr, ein fantastisch gutes 4-Gang Menü. Zum Schluss spendiert das Wirte-Paar noch einen hiesigen „Obstler“, einen kaltgestellten Schnaps.

Nun erzählt Marcel, dass er extra für diese Tour eine Hunderternote mitgenommen habe für denjenigen, der den Tourenbericht schreibe. Merkwürdigerweise meldet sich aber trotzdem niemand, alle durchschauen den Scherz. Der Vorschlag fällt, dass ich den Bericht schreiben solle. Es wird darüber abgestimmt, alle wünschen das, also stimme ich wohl oder übel zu, obwohl ich aus bekannte Gründen eigentlich nicht mehr schreiben wollte... Marcel verkündet, dass das Morgenessen um halb neun ist, nach und nach gehen alle zu Bett, es war doch ein langer, aber schöner Tag.
  
Samstag

Die Ersten sind schon um 8 Uhr draussen bei den Maschinen, um diese abzutrocknen nach dem gestrigen Regenfall. Es ist wunderschönes Wetter, so dass alle gutgelaunt um halb neun beim Frühstück sitzen. Eine Stunde später ist Abfahrt zu einer wunderschönen Rundtour. Leider bleibt das Wetter nicht so schön, schon beim ersten Kaffeehalt beginnt es zu regnen, aber nicht wirklich ernsthaft. Im Laufe des Tages kommt immer wieder ein kleiner Guss, dann wieder Sonnenschein. Wir können zufrieden sein, das Wetter in der Schweiz ist miserabel, wie ich später erfahre. Die Tour ist fantastisch schön, sowohl von der Landschaft her wie auch vom Fahren. Immer wieder hat es Seen in dieser Gegend, wir fahren im Prinzip in einem grossen Kreis im Gegenuhrzeigersinn von Garmisch weg und wieder zurück. Etwas detaillierter: Unter anderem fahren wir am Walchensee, Kochelsee und Staffelsee vorbei. Schliesslich machen wir einen Halt in Wies und besichtigen die dortige berühmte Kirche im Barock- oder Rokoko-Stil, da bin ich nicht ganz sicher. Jedenfalls ist sie schön, sehr reich verziert und muss wirklich bekannt sein, an den Cars und Touristen an, die dort sind. Später ist Mittagshalt, diesmal in einem Restaurant. Etwas die Hälfte der Teilnehmer bestellt eine eigentlich Österreichische Spezialität, Kaiserschmarren. Obwohl diese Süssspeise bei den Desserts aufgeführt ist, sind die Portionen so gross, dass niemand ausser dem Schreiber sie aufessen mochte! Nach dem Essen fahren wir weiter, allerdings kürzt Marcel die Tour aus Zeitgründen etwas ab. Aber trotzdem fahren wir durch Füssen und können dabei das berühmte Schloss Neuschwanstein aus einiger Entfernung sehen. Der Grund, wieso er die Tour abkürzt: Thomas und Claudia Schwyter werden in Reutte verabschiedet, sie haben am Sonntag etwas vor und müssen noch heute in die Schweiz zurückfahren, schade. Einige Zeit später kommen wir an einen traumhaft schönen See, er ist ringsum von Wäldern und Bergen umgeben, ist recht lang, aber nicht allzu breit, der Plansee. Wir machen nochmals Pause dort, fotografieren unter anderem. Nun nehmen wir den Weg nach Hause bez. zum Hotel unter die Räder, wunderschöne Strassen, kein Verkehr, eine Landschaft wild und romantisch, ähnlich wie im Bündnerland, es handelt sich um den Ammersattel. Wir kommen im Hotel an, parkieren unsere Maschinen wie üblich relativ eng zusammen. Da plötzlich passiert es: Einem Clubmitglied, der Name ist ja egal, fällt bei einem Rangiermanöver die BMW um und wie bei einem Domino fällt dadurch eine zweite und sogar noch eine dritte Maschine um. Zum Glück gibt es keine Schäden, aber der arme Mann wird den ganzen Abend wegen diesem Vorfall gehänselt und lustige Sprüche gemacht, für ihn sind sie allerdings vermutlich nicht so lustig... Nach dem Abendessen, diesmal kann jeder selber auslesen, was er/sie essen möchte, beschliessen wir, noch in die Stadt zu gehen, zu Fuss. Es ist etwa 20 Minuten zu laufen, die Stadt hat einige sehr schön bemalte Häuser, die Kirche ist leider geschlossen. Nach einem Kaffee oder Bier gehen wir wieder ins Hotel zurück, die Faulen (ich gehöre auch dazu!) nehmen zusammen ein Grossraum-Taxi, die anderen laufen zurück. Da meine Frau Evelyne und ich todmüde sind, gehen wir sofort schlafen, aber es wird bei niemandem sehr spät, so ein Tag ist eben doch anstrengend, auch wenn wir „nur“ Motorrad gefahren sind!
  
Sonntag

Wieder ein strahlend schöner Morgen, obwohl es in der Nacht offensichtlich geregnet hat, unsere Mofas sind nass! Wir essen wieder gemütlich „Zmorge“. Marcel macht den Vorschlag, heute nochmals ein Picknick zu veranstalten. Einige sind gar nicht begeistert, sie haben nichts mehr zum Essen bei sich! Grosse Diskussion, schliesslich geht meine Frau Evelyne die Wirtin fragen, und schon ist das Problem gelöst: Wir dürfen alles mitnehmen, was noch auf dem Frühstücksbuffet vorig ist, super! Nun können sich alle eindecken, die nichts mehr bei sich haben. Um Viertel vor 10 fahren wir los, aber erst, nachdem wir vom Wirte-Paar wiederum einzeln verabschiedet worden sind. Eine solche Gastfreundschaft habe ich noch nie erlebt, dieses Hotel ist wirklich empfehlenswert! Einfach, gemütlich, das Essen super, was will man mehr? Unterwegs machen wir eine (biologische) Pause, zu unserer grossen Erheiterung stellt der Teilnehmer, der gestern mit seinem Motorrad den Domino-Effekt produziert hat, seine Maschine demonstrativ weit weg von allen anderen auf den Ständer, alle müssen lachen. Schmunzelnd meint er, er brauche eben viel Platz...! Wir fahren heute natürlich eine andere Strecke als beim Hinweg, nämlich auf der Hauptstrasse nach Reutte und dann über den Oberjochpass Richtung Sonthofen, also einiges nördlicher als auf dem Hinweg. Diese Route dürfte Clubmitgliedern, die fleissig an den Touren teilnehmen, bekannt sein, kommt man doch über das „Bödele“ auf Dornbirn hinunter. Viel früher essen wir aber unser Picknick bei einer Seilbahnstation, die aber nicht in Betrieb ist, freundlicherweise aber die Toiletten geöffnet hat. Ja, nun gibt es nicht mehr viel zu erzählen, wir fahren wieder an den Ursprungsort zurück, nach Oberriet, in das gleiche Restaurant wie beim Start. Nach dem Durstlöschen verabschieden wir uns voneinander. Eine kleine Gruppe, bestehend aus Marcel und Heidi, Christian, Fritz Niederhauser, meiner Frau und mir, fahren unter der kundigen Führung von Marcel eine wunderschöne Strecke über Appenzell, Herisau nach Gossau auf die Autobahn. Kurz vor Winterthur fährt dann Christian weg, einige Kilometer später verlassen wir die Autobahn wieder und fahren über Land Richtung Baden. Ein Stück davor verlässt uns das Tourenleiter-Ehepaar und in Baden fährt Fritz einen anderen Weg als wir, nun sind wir ganz allein nach so manchem Kilometer in der Gruppe. In Suhr angekommen haben wir ziemlich genau 900 Kilometer auf dem Zähler.

Ich möchte es an dieser Stelle nicht unterlassen, Marcel und Heidi nochmals herzlich zu danken für ihren Einsatz, so etwas vorzubereiten braucht ungeheuer viel Zeit (und auch einiges an Geld!). Ich glaube, es hat allen gut gefallen, es waren drei schöne Tage, die wir miteinander verbringen durften. Ich hoffe, dass wir so etwas immer wieder mal machen dürfen mit unserem Club!
  
Werner Brawand