Pfingsttreffen 2007 in Innertkirchen

  
Pfingsttreffen mit Iserlohner MC vom 26.-28.05.2007 Hotel Alpenrose, 6382 Innertkirchen BE
  
Wie schon oft in den vergangenen Jahren wurde uns auch für das diesjährige Pfingstweekend recht wechselhaftes Wetter vorausgesagt. Und für den Pfingstmontag wurden sogar recht üble Verhältnisse prognostiziert. Aber wir lassen uns von diesen Aussichten nicht ins Bockshorn jagen, schliesslich lebt das Pfingsttreffen bei weitem nicht nur vom schönen Wetter!

Als wir uns am Samstag gegen Mittag auf den Weg nach Innertkirchen machten, war der Wettergott noch gnädig gestimmt. Die Sonne schien, der Föhn - im Mittelland wehte er noch sehr moderat - sorgte für einen weitgehend wolkenlosen Himmel. Aber je weiter wir gegen die Alpen vorankamen, desto stärker wurde der Wind, und am Urnersee wurden wir dann mit einem ausgewachsenen Föhnsturm konfrontiert. Die wenigen Windsurfer, die sich noch auf den See trauten, flogen nur so über das aufgewühlte Wasser! Vor Flüelen begann es auch noch zu regnen; der Föhn trieb die Regenwolken über den Alpenkamm hinweg ins Reusstal, das bis weit hinunter total verhangen war.

So entschlossen wir uns, unsere Pläne zu revidieren und nicht über den Susten, sondern durch den Seelisbergtunnel zu fahren, um anschliessend über den Brünig nach Innertkirchen zu gelangen. Und siehe da, nach dem Seelisbergtunnel zeigte sich das Wetter wieder von der besten Seite! Auf der Brünig-Passhöhe genossen wir dann noch Kaffee und Kuchen, und zwar auf der Terrasse des Restaurants, bei Sonnenschein und milden Temperaturen. Auch die Fahrt vom Brünig via Meiringen über den Lammi (so heisst der kleine Pass, auf dem man die Aareschlucht umfährt) nach Innertkirchen konnten wir anschliessend bei optimalem Wetter absolvieren.

In Innertkirchen, im Hotel/Restaurant Alpenrose, waren einige unserer Freunde bereits vor uns eingetroffen, die übrigen trudelten nach und nach ein und bezogen ihre Zimmer. Auf der Terrasse der Alpenrose begrüsste man sich und stiess mit den Neuankömmlingen auf unser Treffen an; schon bald wurde so munter geplaudert und diskutiert, dass es eine Freude war! Zum Begrüssungs-Apéro, so um 17:00 Uhr herum, waren dann alle Teilnehmer vor Ort. Man hatte Innertkirchen auf den unterschiedlichsten Routen erreicht: Über den Brünig, den Susten oder sogar nachdem vorgängig auch noch das Pässe-Karussell Susten - Furka - Grimsel absolviert wurde!

Anschliessend wurde der Speisesaal geentert und wir genossen ein feines Nachtessen. Danach sass man noch lange gemütlich zusammen und liess den Abend mit angeregten Diskussionen (z.B. über Kostputschen… oder Postkutschen?) oder einigen Partien auf der hauseigenen Kegelbahn ausklingen - bis es dann so um 24:00 Uhr herum nichts mehr zu trinken gab! Einige Unentwegte machten sich daraufhin auf die Suche nach einer anderen „Bierquelle“, die anderen gingen schlafen, unüblich früh für ein BMW Pfingsttreffen!

Am nächsten Morgen trafen wir uns nach einem reichhaltigen Frühstück vor dem Hotel, wo wir den Grindelwald-Bus für die erste Etappe unserer Rundfahrt durch das Berner Oberland bestiegen. Das Wetter war noch trocken, der bedeckte Himmel gab aber nicht viel Anlass für grossen Optimismus! Wir fuhren dem Brienzersee entlang via Interlaken nach Sundlauenen.

Bei Sundlauenen, an den östlichen Gestaden des Thunersees, erstreckt sich die St. Beatushöhle ins Innere des Niederhorn-Massivs. Das imposante, in Millionen von Jahren entstandene Naturwunder diente der Sage nach im 6. Jahrhundert dem Heiligen Beatus, der vorher noch einen bösen, feuerspeienden Drachen aus der Höhle verjagt hatte, als Einsiedelei. Als sicher gilt, dass die Beatushöhle bis ins frühe Mittelalter von Eremiten bewohnt war. Ab dem 11. Jahrhundert wurde die Klause zum Wallfahrtsort. Heute sind gegen 15 km des riesigen, durch unterirdische Erosion im Kreidekalk entstandenen Höhlensystems erforscht und vermessen. Die Tropfsteinhöhle ist auf einer Länge von 1 km auch für das Publikum zugänglich und kann mit einer geführten Tour besichtigt werden. So nahmen wir also den etwa 10 Minuten dauernden recht steilen Aufstieg vom Parkplatz aus zur Höhle unter die Füsse. Vor dem Höhleneingang erwartete uns unser Führer (ein sehr witziger Mann) für die rund eine Stunde dauernde Besichtigung.

Als wir nach der Besichtigung gebührend beeindruckt wieder ins Freie kamen, regnete es! Wir waren schon etwas enttäuscht, wussten wir doch, dass wir anschliessend in eine Gegend des Berner Oberlandes fahren würden, die bezüglich Aussicht absolut einzigartig ist. Na ja, was soll man da machen, auf das Wetter haben wir ja keinen Einfluss. Wir machten uns also - nach wie vor in bester Stimmung - wieder auf den Weg hinunter zum Parkplatz.

Von der Beatushöhle aus fuhren wir mit unserem Bus zuerst wieder zurück nach Interlaken, um dort ins Lütschinental einzubiegen. Auf dem Weg schauten wir immer wieder hinauf zu den Bergen und hofften, dass sich die Bewölkung doch noch lichten und die Sicht ins Hochgebirge freigeben würde. Aber in Grindelwald mussten wir zur Kenntnis nehmen, dass die Berge leider nicht zu sehen waren. Bei einem Souvenirgeschäft zeigten wir unseren Freunden aus Deutschland anhand von Postkarten, welch prachtvolle Bergkulisse sie sehen würden, wenn nicht alles von Wolken verhangen wäre: Wetterhorn, Schreckhorn, Eiger, Mönch, Jungfrau….

In Grindelwald hatten wir etwa 2 Stunden individuell zur freien Verfügung. Wir gingen also auf die Suche nach einem geeigneten Restaurant, in dem genügend Platz für unsere kleine Gruppe war. Kein einfaches Unterfangen, bei dem miesen Wetter wollten natürlich alle Touristen am Trockenen sein. Schliesslich wurden wir doch noch fündig und konnten gemütlich unser Mittagessen einnehmen. Als wir anschliessend wieder auf die Strasse gingen, war ein Wunder geschehen: Fast die ganzen Wolken waren verschwunden, die Sonne schien und wir konnten die schneebedeckten und vergletscherten HochgebirgsRiesen doch noch bestaunen, zwar noch mit Nebelschwaden behangen, aber umso stimmungsvoller! Die Zeit bis zur Weiterfahrt reichte sogar noch für einen Spaziergang durch das Dorf. Die Dorfstrasse war wieder bevölkert mit flanierenden Touristen, das ganze Szenario war wie ausgewechselt!

Nachdem wir den Grindelwald-Bus wieder bestiegen hatten, nahmen wir einen Pass in Angriff, den die wenigsten bisher je befahren hatten: Die Grosse Scheidegg (1'961 m.ü.M.) von Grindelwald nach Meiringen/Innertkirchen. Die Strasse über die Grosse Scheidegg ist 23 km lang, sehr eng und weist eine Steigung von bis zu 10 % auf! Der Übergang ist für den Privatverkehr gesperrt. Von Innertkirchen her darf die Strecke von Privatfahrzeugen bis zur Schwarzwaldalp (1'454 m.ü.M.) befahren werden. Da der Grindelwald-Bus eigentlich ein Postauto ist, durften wir die Strecke damit befahren. Und die Fahrt über die Grosse Scheidegg war für uns alle ein besonderes Erlebnis - obwohl beim einen oder anderen in den vielen steilen und engen Kurven sicher auch etwas Angst aufgekommen ist! Die schöne Alpenflora, die tolle Aussicht ins Hochgebirge und auf die umliegenden Gletscher wird für uns alle unvergesslich bleiben. Oben auf der Scheidegg legte unser Chauffeur, der die schwierige Fahrt mit dem grossen Bus mit Bravour meisterte, nochmals einen Halt ein, sodass wir in Ruhe die Aussicht und die traumhaft Stimmung auf beiden Seiten des Passes geniessen konnten. Die Abfahrt in Richtung Innertkirchen - nicht weniger steil und eng - führte vorbei an der Schwarzwaldalp mit der alten, ehemals mit Wasser betriebenen Säge und an der Rosenlaui-Schlucht, beides lohnende Ziele für einen Wochenend-Ausflug mit dem Töff.

Um 17:00 Uhr herum kamen wir nach einem ereignisreichen Tag glücklich und zufrieden und mit vielen schönen Eindrücken wieder bei unserem Hotel in Innertkirchen an. Nachdem wir uns etwas frisch gemacht hatten, wurden die Erlebnisse des Tages noch bei einem Bierchen besprochen, bevor wir uns wieder im Speisesaal für das Nachtessen niederliessen. Auch den Pfingst-Sonntag liessen wir nach dem Essen bei einem Glas Wein, einem Bier oder sogar einem „Kafi Zwätschgelutz“ und vielen interessanten Gesprächen ausklingen. Wie üblich verabschiedeten sich die meisten etwas früher als am Samstag. Schliesslich war am Pfingstmontag wieder eine mehr oder weniger weite Fahrt nach Hause angesagt.

Als wir am Montag vor dem Frühstück aus dem Fenster schauten, sahen wir unsere Befürchtungen betreffend das Wetter noch übertroffen: Es schneite! Beim Frühstück wurde besprochen, welche Route man am besten fahre, und ob der Brünig wohl noch ohne Probleme zu bewältigen sei. Wie man in den Nachrichten erfuhr, waren alle Pässe rundum - mit Ausnahme des Brünig - gesperrt. Und viele Autos, die am Hotel vorbeifuhren, hatten Schnee auf dem Dach. Also frühstücken, fertig packen und ab auf die Strasse, man wusste ja nicht, wie sich die Lage noch entwickeln würde. Ein reges Treiben begann, man nahm Abschied, einer nach dem anderen fuhr mit dem Motorrad hinaus in die grau verhängte und teilweise bereits verschneite Landschaft.

Ich selbst hatte gleich nach der Abfahrt Probleme wegen meiner Brille, die sofort so stark beschlug, dass ich fast nichts mehr sah. Zudem war das Helmvisier dauernd voll Schnee, den ich laufend entfernen musste, um die Strasse noch zu sehen. Wir tankten dann in Meiringen noch auf, ich verstaute meine Brille im Topcase und fuhr ohne Brille weiter. Wir wählten für die Heimfahrt die Autobahn via Thun - Bern und waren, da es sehr wenig Verkehr hatte, bereits nach 2 ¼ Stunden zu Hause.
  
Hansruedi Meier